KUR VADIS? DAS KUR TAGEBUCH 3.3

Ya Ya Ding Dong und die Bohnen

23.05.2021: Spiel noch mal YaYa Ding Dong. Noch dem durchwachsenen ESC Abend gucke ich mir dann zu Hause doch liebe noch mal „The Story of Fire Saga“ an. Klasse Film, macht gute Laune. Eigentlich geht es bei mir heute auch. Auf der Skala ist der schwarze Hund etwas geschrumpft. Das Wetter ist trocken und die Sonne guckt durch die Wolken. Frühstück ist leider wie immer etwas langweilig. Der Plan ist kurzfristig gefasst ich werde einen Ausflug nach Husum machen. Ich melde mich zum Mittagessen ab und gehe nach oben und mache mich stadtfein und reisefertig.

Habe ich alles dabei, Kamera, Taschentücher und? Moment die Bohnen fehlen. Ich stecke mir eine Handvoll Bohnen in die linke, und das ist wichtig, Tasche. Der geneigte Leser mag sich fragen, welcher Tick, Trilli oder sonst was, da hinter stecken mag oder einfach nur den Kopf schütteln. Kurz erklärt, das ist eine Übung aus der Bezugsgruppe. Man steckt die Bohnen in die linke Tasche und immer wenn man am Tag was positives erlebt setzt die Bohnenwanderung ein, man steckt jedes mal ein Bohne in die rechte Tasche. Am Abend nimm man dann die Bohnen aus der Tasche, am besten bevor die Klamotten in der Waschmaschine landen oder sollen Bohnenranke in der Trommel wachsen? Das Ergebnis ist das wir feststellen werden, das der Tag doch nicht nur Scheiße war, sondern das es durchaus etwas schönes gab. Dabei ist die Zahl der Bohnen egal. Mann kann auch Erbsen. Schokolinsen eher nicht, weil die schmelzen oder werden aus versehen gegessen und Kieselsteine sind zu schwer. Ich probiere das einfach mal aus.

Ab nach Husum, das Wetter ist trocken, die Sonne lacht. Vorher noch schnell Im Dünenhaus den Schnelltest und los geht es, ganz gemütlich. Ich höre David Bowie und dann etwas Deep Purple. Als ich ankomme ist es noch relativ ruhig, wenig los. Ich schlendere durch den Hafen und dann etwas durch die Stadt. Hübsch hässlich habt ihr es hier. Ich besuche einen kleinen Wochenmarkt mit allerhand Zeugs, was keiner braucht aber halt nett aussieht. Ich überlege ob ich ins Schifffahrtsmuseum gehe und entscheide mich dagegen. Vielleicht wenn das Wetter schlecht ist. Ich fahre dann kurz beim Schloss vorbei, das auch ganz nett aussieht. Ist aber auch eher was für später. Jetzt geht es Richtung Strand.

Dort erwartet mich ein alptraumhaftes Szenario und damit meine ich nicht die vielen Touristen sondern das ausgebrannte und verlassene Hotel. Schon gruselig dieser Ruine, während im Vordergrund Schafe auf dem Deich weiden. Welches Schicksal mag dort hinter stehen und was wird aus dem Gebäude? Seit dem Brand am 15 Januar 2018 streitet man über den Abriss. Ich verlasse die Schauplatz des Grauen und wandere Richtung Meer. Hier tobt das Leben. Besonders angetan haben es mir die Kitesurfer. Das sieht nach mächtig Spaß aus. Ich kann bis nach Nordstrand blicken. Aber Moment mal was ist das denn für ein roter Ball und wieso bewegt der sich so komisch? Der Ball ist eine rote Badekappe an der eine rüstige und anscheinend sehr fite Seniorin hängt. Sie ist nicht die einzig der Ü65 Gruppe, die einfach mal total abgehärtet in die Nordsee hopsen. Vom jüngeren Jahrgängen fehlt jede Spur. Wir sind ganz schön verpimpelt.

Den Rückweg nehme ich über die Dörfer, langsam meldet sich mein Magen, während mein MP3 Player die Toten Hosen durch die Lautsprecher dröhnen lässt. Ich habe ja das Mittagessen in der Klinik ausfallen lassen. Also steuere ich wieder mal die Insel an. Schnelltest habe ich und Plätze sind auch frei. Vor dem Einlass gibt es einen kleinen Eklat, ein Kameramann filmt die Szene. Der Kellner und ich haben was dagegen, ganz will der Kamereafuzzi es nicht begreifen, zieht aber kurz darauf von dannen. Ich meine ob das nun erlaubt ist oder nicht will ich nicht diskutieren, aber er hätte ja mal fragen können und erklären, warum er was wofür filmt. Das essen ist ein Gemetzel in 3 Gängen: Scharfe Knöllchen, gebackenen Inselkäse und Käsekuchen alles immer begleitet mit passenden Getränken, wo bleibt da die Würde? Das führt dazu, das ich auch noch das Abendessen ausfallen lasse. Beim Verlassen bleibe ich an einer Tafel stehen. Irgendwie gibt es hier überall weise Sprüche, die immer passen. Manchmal habe ich das Gefühl die haben dei nur für mich da hingeschrieben „Durch Sturm bekommen Bäume tiefere Wurzeln“. Ich denke noch darüber nach, da höre ich von rechts ein „Moin“! Neben mir steht aus dem Nichts der riesige Friese. Ich blicke in ein paar traurige Augen. Er seufzt und spricht „ Hier im Norden sagen wir, man soll den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern die Füße“. Er nickt mir kurz zu dreht sich um und geht. Der Kerl kann ja hochdeutsch und seit wann hat er diesen großen schwarzen Hund?

24.05.2021: Frisch geduscht bereite ich mich auf die erste Herausforderung des Tages vor, frühstücken gehen. Es ist wirklich unangenehm wenn man sich überwinden muss Alltagsdinge zu erledigen. Mir ist nach Frühstück im Bett. Immerhin ich bin angezogen und marschiere los, trotzig stecke ich die Hände in die Hosentasche. Nanu, was ist denn da drin? Mir dämmert es, ich habe die Bohnen vergessen. Die linke Tasche ist recht voll, aber rechts sind auch einige Bohnen. War gestern doch auch ein schöner Tag. Ich stecke alle Bohnen wieder in die linke Tasche. Den Vormittag lasse ich ruhig angehen.

Ich zieh mich in den Glaspalast auf dem Dach zurück ich bin erst mal alleine und kann in Ruhe Musik hören und lesen. Ich gehe auch auf die Terrasse und atme die salzige Luft tief ein. Zur linke tobt das leben der Himmel ist voll mit bunten Kites, Hundert von Kitsurfer bevölkern das Wasser zwischen Hitzsand und Nationalpark. Was für ein Bild, es wird frisch ich gehe wieder rein. Inzwischen bin ich nicht mehr allein. Ich setze mich und lese weiter. Es ist still, ich bin entspannt und fühle mich wohl. Doch plötzlich habe ich das Gefühl in der U-Bahn nach Kreuzberg zu sitzen. Ich blicke hoch, der Typ gegenüber hält sein Handy wie ein Toastbrot und bökt dar lautstark rein, eine weibliche Stimme, vermutlich seine Frau blökt zurück. D mich nicht interessiert, das sich die Gute die Beine rasiert hat und welche Unterwäsche sie trägt, bitte ich mit maximaler Selbstkontrolle das Gespräch doch anderswo zu führen. Eigentlich würde ich gern brüllen und was durch die Gegend werfen.

Ein um das Loft fliegender Storch versöhnt mich wieder. Was für ein majestätischer Anblick. Er landet auf dem Dach. Er hat Start Schwierigkeiten Schade das ich die Kamera nicht mit dabei habe.

Am Nachmittag beschließe ich nach Tönning zu fahren und will mir den Hafen ansehen. Auch der Ausflug lohnt sich. Es ist wirklich Schade, das es das Schloss nicht mehr gibt. Die Modelle sehen toll aus. Vom Original sin nur ein paar Steine Übrig. Ich komme kurz mit einem Mann ins Gespräch der mir zur Fotografie Fragen stellt. Er kennt sich aus. Ich unterhalte mich nett und verabschiede mich anschließend freundlich. Bummeln und kreativ fotografieren mach durstig und regt den Appetit an. Die Zeit rennt aber. Am Hafen gibt es einen Laden. Die alte Werft. Echt klasse, hier kann man in sehr rustikalem Umfeld essen und trinken. Tische stehen zwischen alten Maschinen der Boden ist mit Sand bedeckt. Das Bier schmeckt mir. Dann heißt es aber wieder zurück fahren. Ich möchte nicht das Abendessen versäumen und müde bin ich auch. Im Zimmer prüfe ich diesmal gleich die Taschen. Auch jetzt befinden sich wieder Bohnen in der rechten Tasche. So gerüste kann die nächste Therapiewoche starten. Es wird hart, ich muss mich den Dämonen stellen das weiß ich, sonst hätte ich hier nicht herkommen brauchen

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