Bettler und Dichter

Also um das mal zusammen zu fassen. Da gründet sich eine schottische Band, benennt sich nach einer Ballad Opera aus dem 18. Jahrhundert und verarbeitet auf ihrem ersten Album das musikalische Werk von Franz von Suppé, einem Österreicher, der als Schöpfer der Wiener Oper gilt. The Beggar’s Opera von John Gay diente auch als Vorlage für Brechts Dreigroschen Oper. Das hört sich schon mal verrückt und spannend an.

Zum Thema passt auch das schräge Cover, wo die Musiker in verrückten Kostümen zu sehen sind. Auch die Rückseite ist drollig. Verantwortlich dafür ist Marcus Keef, der auch die Cover für Black Sabbath gestaltet hat . Act One erschien im Jahre 1969 auf dem legendären Swirl Label.

Musikalisch sind wir dann wieder beim progressiven Rock angekommen. Allerdings mit mehr Bums als z.B. Beispiel bei The Nice. was wohl mitunter am Schlagzeuger Raymond Wilson liegt. Das Orgelspiel von Alan Parks dominiert zwar, erschlägt aber den Hörer nicht. Es ist auch nicht ganz so Schwülstig wie bei Keith Emerson. Liegt vermutlich auch am Ausgangsmaterial Operette. So eröffnet Act One mit dem Stück von Suppé, Dichter und Poet. Hier wird das virtuose Orgel Spiel durch den Gesang von Martin Griffiths perfekt ergänzt. Wer mag kann sich ja gern mal das Original anhören.

Weiter geht es mit einer, nennen wir es mal Interpretation von Händels Passacaglia-Suite in g-minor,, arrangiert von Parks. Bei dem Spiel zwischen Orgel und Gitarre kommen wehmütige Erinnerungen an Deep Purple MK2 hoch. Die Duelle zwischen John Lord und Richie Blackmore sind legendär. Aber Parks und Ricky Gardiner brauch sich hier nicht zu verstecken. Der erzählerische Gesangstil, der leicht verzehrte Gesang ergänzt das verspielte fast schon sakrale Orgelspiel.

Memory stammt aus der Feder von Marshall Erskine und Virgina Scott, die später Gardiner ehelichte. Hier wirken Schlagzeug und Orgel zusammen und geben den Song richtig Power. Leichte Anklänge an Bernstein Westside Story kann man hier rein interpretieren. Die zweite LP Seite eröffnet Raymonds Road, ein wilder Ritt mir reichlichen Zitate aus der klassischen Musik Welt. Hier werden Peer Gynt von Grieg zitiert, Da fließen Bach mit ein, da trifft man Berlioz, Bizet und Rossini uvm. Das ganze ist ein Medley der Klassik. Das ganze angetrieben von Raymond an den Drums, der hier alles gibt. Sieht man auch im Live Video aus dem Beat Club, nur im Kilt und oben ohne (Bonus Video am Ende des Artikels). Aber der Bass arbeite hier fleißig im Hintergrund.So machen klassische Interpretation Spaß. Das wirkt überhaupt nicht angestrengt. Es lohnt sich die 11:49 bis zum ende zu hören.

Zum Ende gibt es noch mal einen Klassiker von Suppé. Die leichte Kavallerie dürfte schon fast jeder mal gehört haben. Hier spielt Parks noch mal seine ganze Genialität aus um dem in unseren Augen angestaubten Thema noch mal richtig Leben einzuhauchen. Gesang wird zielgerichtet und mit dramatischen Effekt eingestreut. Auch der Bass untermalt hier ohne zu stören. Das Military Drum solo im Duell mit der Orgel ist auch spannend.

Das Thema Symphonic Rock hat mich in letzter Zeit viel beschäftigt. Beggars Opera haben hier ein geniales Stück abgeliefert, das mit einer Spielfreude und Leichtigkeit überzeugt. Später hat die Band noch drei gute Alben gemacht Wind of Changes (mit dem Knaller Time Maschine) und Pathfinder. Beide sich hörenswert sind aber musikalisch nicht vergleichbar. Was danach kam war nicht mehr so überzeugend. Im Nachgange war nur noch Ricky Gardiner nennenswert als Musiker erfolgreich. Er arbeite mit Robert Fripp und David Bowie zusammen und er schrieb das legendäres Gitarrenriff von Iggy Pops Passenger. Wer mehr über die Band lesen möchte, dem empfehle ich die Seite von Thomas Zimmermann

Uwe „the Beggar“ Abel

Ach hier der Link zum Beat Club

2 Kommentare zu „Bettler und Dichter“

  1. Auch nach Jahrzehnten: tolle Band!
    In Scheeßel habe ich die sogar mal live gesehen, sicher nicht in Gänze erfasst. Um das in Ruhe nachzuholen, habe ich mir jetzt „Act One“ bestellt.
    Sei bedankt für diese Wiederentdeckung.

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