Der lange Abschied:
Mittwoch 25.01.23, der erste Nachmittag bzw. Abend zu Hause. Ich war ja schon gegen 10:00 wieder in Falkensee. Das Wetter ist auch nicht besser als an der Müritz. Jetzt sitze ich hier und vor mir liegen die Spielkarten, es ist 18:00. Tja, denke ich gestern um die Zeit haben wir noch Skat zusammen gespielt, heute ist die Bruderschaft der Skatbrüder auseinander gegangen und zwar gegen 8 Uhr. Der lange Abschied hat bereits am Vorabend begonnen.
Wir sitzen alle am Tisch im Restaurant. Es ist für uns das letze Abendmahl. Allerdings sind wir nur acht und keiner hält sich für Jesus. Wir sind alle sehr hungrig. Ein letztes Mal werden die Erlebnisse des Tages ausgetauscht und diskutiert. Natürlich ist auch der miesepetrige Spielverderber Bruno eine Thema. Peer hatte das Vergnügen ihn bei der Ernährungsberatung kennen zu lernen und bescheinigt, der hat einen an der Klatsche. Otto hatte ein Erlebnis mit ihm beim Essen. Bruno hat doch tatsächlich den Küchenchef rufen lassen, da ihn die Soße zu sämig war. Ist Bruno Koch oder Restaurantkritiker, Ernährungsspeziallist oder einfach nur doof. Wir werden es wohl nicht erfahren. Wir sind uns aber einig das wir ein tiefes Bedauern für alle Mitarbeiter der Klinik, die mit Bruno zu tun haben werden, empfinden.
Nach dem Essen geht es zum Skat. Ein paar letzte Spiele, Grand Hand, Null Ouvert, Ramsch usw. Es wird ein lustiger Abend und ich sehe gar nicht schlecht dabei aus. Hans ist und bleibt aber der coolste. Otto experimentiert und fängt sich ein paar heftige Niederlagen ein. Ich als Novize bin zwar immer noch kein Großmeister des Ordens man bescheinigt mir aber, das ich viel gelernt habe.
Morgen werden Hans und ich abreisen. Otto und Peer dürfen noch bleiben. Wir beschließen unser Kontaktdaten auszutauschen und uns zu vernetzen. Bis auf Otto haben wir alle die Möglichkeit innerhalb des Jahres noch mal ein dreiwöchige Kur zu machen. Wir wollen alle den Antrag so stellen, das wir uns im Oktober hier wieder treffen. Mal sehen ob es klappt. Nun ist der letzte Trumpf gespielt und der letzte Stich gemacht. Hans ist etwas melancholisch und müde. Der Rest der Gang richtet sich gemütlich ein. Wir gucken noch Fußball und trinken den Kühlschrank leer. Störtebeker ist nach diesem Abend alle. Das Fußballspiel Bayern gegen Köln ist spannender als wir erwartet haben. Die Zeit geht verflucht schnell um. Der letzte Abend endet und wir gehen alle ins Bett, nicht ohne uns zum Frühstück zu verabreden.
Ich kann nicht einschlafen. Ich denke an die schönen und lustigen Momente zurück und ziehe ein Resümee. Was habe ich in der Reha erreicht. Das Thema gereizte Blase lassen wir mal außen vor. Mir geht es gut. Ich brauch mir keine Sorgen machen. Wenn ich es richtig anstelle brauche ich nur noch 5 Jahre zu arbeiten. Wenn ich noch etwas trickse sind es netto sogar noch viel weniger, denn krankheitsbedingt bin ich nicht mehr kündbar. Ich denke an einen langen und schönen Ruhestand und schlafe wohl darüber ein.
Bob weckt mich ein letztes Mal. Glücklicherweise habe ich schon alles gepackt und kann mich in Ruhe fertig machen. Pünktlich um 06:30 bin ich beim Frühstück und alle sind da. Fast schweigend nehmen wir unser Frühstück ein. Die Stimmung ist etwas gedrückt. Ich mache den Anfang, einer muss ja als erstes gehen. Was folgt ist eine dramatische Abschiedsszene a la Hollywood. Viele Umarmungen und Versprechungen in Kontakt zu bleiben. Dann bin ich weg. Noch mal schnell ausfs Klo, Koffer holen, auf der Station abmelden und Auto holen. Am Auto angekommen merke ich, das mein Handy fehlt. Verdammt wo habe ich es gelassen? Schnell mit dem Auto zurück und scharf nach gedacht. Ich stürze zurück in die Toilette und habe richtig geraten. Ist mir wohl bei der letzten Sitzung aus der Gesäßtasche gerutscht. Glück gehabt, das wäre ja was geworden. Ich treffe im Foyer noch mal Hans. Er bedankt sich für die nette Gesellschaft: „ Bleib Mensch und so wie du bist“. „ Du auch, viel Spaß beim Skifahren, genieße es“. Ich steige ein und fahre im dunkeln los. Es geht zurück über die selbe Strecke, wie ich gekommen bin Felder wechseln sich mit Solarparks bis zur Autobahn ab. Dann wird es langsam heller. Alles läuft gut, bis auf die Tatsache, das ich öfter mal auf Klo muss. Über Spotify läuft meine Playlist mit Songs übers Reisen, über Einsamkeit und über Abschied nehmen. Als ich Falkensee ankomme läuft von Zodiac Coming Home und ich bin nun doch etwas traurige, das die 4 Wochen, die schön und aufregend bis spannend waren, zu Ende sind. Aber alles ist gut und wenn es in ein paar Wochen oder Monaten nicht gut ist, dann……………………… war das doch nicht das Ende!
Nach Hause kommen, verloren, um gefunden zu werden
Verloren gefunden
Ich bin nur einen Schritt von mir entfernt!
Ich komme nach Hause!
Bis zu meiner Seele, bis zum Stück meiner.
warten, die Liebe beginnt,
Warten auf mein Alles!
Auf dieser Straße kann es nicht mehr aushalten!
Alles, was ich brauche, scheint mir
So weit weg, würdest du mir bitte nicht helfen
Auf dieser Straße aus Stein?
Ich werde sogar zu den Feuern der Hölle reiten
Raus aus dem Gefängnis… tut mir leid, das zu sagen
Willst du nicht weitergehen, sag kein Wort
Lass mich sein… Ich habe gerade deine…
Warte nicht auf mich, nur um deine Zeit zu verschwenden
Ich komme nicht alleine an die Grenze zurück, an die Grenze!
Ich komme nach Hause, verloren, um gefunden zu werden, gefunden, um verloren zu sein
Ich bin nur einen Schritt von mir entfernt!
Ich komme nach Hause zu meiner Seele
Bis auf die Seele!
E N D E!